FIP - Was ist das?
 

Katzen lieben Veränderungen gar nicht -
erst recht nicht ohne ihre Zustimmung.

(Roger Caras)

 
 

FIP - Feline Infektiöse Peritonitis - ist eine bei Katzen vorkommende, durch ein Virus hervorgerufene Erkrankung. Der Auslöser der FIP ist ein Coronavirus, das bei Katzen in zwei Formen vorkommt:
Zunächst einmal als relativ harmloses enterales - also darminfizierendes - Coronavirus. Mit diesem Virus ist ein großer Teil der Katzen in Europa infiziert. Freigänger bis zu 60%, Katzenzuchten teilweise sogar bis zu 90%.

Katzen kommen in Kontakt mit dem Virus über infektiösen Kot oder kotverunreinigte Gegenstände. In getrocknetem Kot ist das Virus mehrere Wochen überlebensfähig, es lässt sich aber relativ leicht durch Desinfektion abtöten. Das Virus gelangt über Maul und Nase in den Darm der Katzen und vermehrt sich dort. Auch Katzenmütter können ihre Welpen infizieren.
Üblicherweise fällt die Infektion dem Besitzer gar nicht auf. Manche Katzen haben leicht Durchfall, aber häufig bleibt selbst dieser Durchfall aus. Die Katze aber setzt sich mit dem Virus auseinander und bildet in ihrem Blut Abwehrstoffe, sog. Antikörper. Diese kann man im Blut nachweisen und kann auch bestimmen, wie viele Antikörper zurzeit im Blut vorhanden sind (der sog. Antikörper-Titer).

Weitaus die meisten der so infizierten Katzen scheiden zwar bis zu einem Jahr lang das Virus aus, bleiben aber gesund. Soweit so gut. Leider kommt es in ca. 5% der Katzen zu einer genetischen Veränderung des Virus. Durch diese Mutation ist das Virus nun in der Lage, bestimmte Abwehrzellen des Körpers, die Makrophagen, zu befallen. Über diese kann das Virus nun den Darm verlassen und in den Körper gelangen, wo es nun Unheil anrichtet.

Es können zwei verschiedene Arten von FIP entstehen: die sog. "feuchte FIP" oder die "trockene FIP". Bei beiden Formen fällt zunächst auf, dass die Katze "einen richtig kranken Eindruck macht". Die Tiere fressen schlecht oder gar nicht und haben hohes, teilweise therapieresistentes Fieber.
Bei Katzen mit der feuchten Form der FIP fällt meist nach kurzer Zeit ein stark anschwellender Bauch auf. Dieser entsteht, wenn der Körper im verzweifelten Versuch, das Virus zu bekämpfen, die Viren mit seinen Antikörpern bindet. Dabei verursachen diese entstandenen Antigen-Antikörper-Komplexe Entzündungen an den Blutgefäßen, die daraufhin "undicht" werden und Flüssigkeit in die Bauch- oder Brusthöhle austreten lassen.

Bei der trockenen Form der FIP gelingt es der Darmabwehr wahrscheinlich, nur kleine Mengen Virus in den Körper eindringen zu lassen, es entstehen Knötchen an einer Reihe von Organen, besonders in Darmlymphknoten, Nervenzellen und dem Auge. Am häufigsten erkranken junge Katzen bis zu zwei Jahren.
Leider ist FIP bis heute nicht heilbar!

Das Problem des Nachweises:
Woher weiß ich jetzt, ob meine Katze FIP hat oder nicht? Das immer wieder auftretende Missverständnis: es gibt keinen "FIP-Titer"! Wie gerade beschrieben, bildet der Körper Antikörper, also Abwehrstoffe, gegen das Coronavirus in seinem Darm. Das kann aber zu 95% eine ganz harmlose Darminfektion sein, die nie zu einer FIP werden wird. Es gibt bis heute keine Methode, Antikörper gegen dieses harmlose Darmvirus von solchen gegen das mutierte Virus zu unterscheiden, das eine FIP verursachen wird. Deshalb ist eine ansonsten gesunde Katze, die nur einen Coronavirus-Titer hat, noch lange keine FIP-Katze!

Umgekehrt kann es aber auch kranke Katzen, meist mit starken Ergüssen, geben, die an FIP erkrankt sind, aber keinen Titer haben. Diese Katzen haben möglicherweise alle verfügbaren Antikörper verbraucht, im Blut sind deshalb keine mehr nachweisbar.

Wie stelle ich also die Diagnose FIP? Zunächst mal: eine FIP-Katze ist krank, fühlt sich krank, sieht krank aus. Bei der FIP kommt es außerdem zu verschiedenen anderen Veränderungen im Blutbild, die zusammengenommen die Diagnose FIP ergeben oder in manchen Fällen die sehr hohe Wahrscheinlichkeit einer FIP-Erkrankung. Nicht immer ist eine hundertprozentig sichere Diagnose möglich!

Eine Kotuntersuchung auf Virusbestandteile im Kot, die sog. PCR, hilft da auch nicht unbedingt weiter, denn auch sie kann das enterale Coronavirus nicht vom FIP-mutierten Virus unterscheiden, außerdem scheiden auch infizierte Katzen nicht ständig Virus aus.
Die FIP-Impfung, die über eine lokale Immunität die Eintrittspforte Nasen-Rachen-Raum für das Virus schließen soll, ist inzwischen einigermaßen umstritten. Sie kann, wenn überhaupt, nur den Katzen einen Nutzen bringen, die noch nie Kontakt mit Coronavirus hatten, auch als Katzenwelpen nicht, weil ein bereits im Darm vorkommendes Virus nicht von der Impfung erreicht wird, also trotz Impfung mutieren kann.


© 2007 Dr. Beckmann-Müller

 

 

 

 
 
 
 
 
Homeseite Inhaltsverzeichnis